Netzwerktagung "Beratung in Schule" – Stuttgart, 20.11.2024
Am 20. November 2024 fand in Stuttgart die gemeinsam vom Landesverband Schulpsychologie Baden-Württemberg e. V., dem Beratungslehrkräfteverband Baden-Württemberg und dem Netzwerk Schulsozialarbeit Baden-Württemberg e.V. organisierte Fachtagung „Psychische Gesundheit an Schulen fördern – Beratung stärken und ausbauen“ statt.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Zusammenarbeit multiprofessioneller Beratungsteams bestehend aus Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräften und Schulpsychologie.
Ihr gemeinsames Ziel: optimale Bedingungen für eine effektive, ressourcenschonende und interdisziplinäre Beratung schaffen, um Kinder und Jugendliche bestmöglich zu unterstützen.
3 Verbände – 2 Ministerien – 1 Ziel
Der Landesverband Schulpsychologie BW, der Verband der Beratungslehrkräfte BW und das Netzwerk Schulsozialarbeit BW verfolgen eine gemeinsame Vision: Schule als Lebensraum zu gestalten, in dem Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden. Multiprofessionelle Beratungsteams leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, indem sie ihre Expertise bündeln und gezielt einsetzen.
Impulse und Fachvorträge
Die Veranstaltung, moderiert von Johannes Büchs, begann mit Grußworten von Frau Staatssekretärin Sandra Boser MdL (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BW) und Frau Staatssekretärin Dr. Ute Leidig MdL (Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration BW).
Anschließend hielt Prof. Dr. Karsten Speck (Universität Oldenburg) einen Vortrag über die erfolgreiche Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams. Neben empirischen Untersuchungen präsentierte er das Hamburger Modell „Drei für Eins“ als gelungenes Praxisbeispiel. Den Vortrag finden Sie hier.
Prof. Dr. Joachim Bauer (IPU Berlin), der in Baden-Württemberg Lehrer*innen-Coachinggruppen nach dem Freiburger Modell etabliert hat, sprach über die zentralen Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit. Er thematisierte unter anderem die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen für Motivation, die negativen Auswirkungen von Ausgrenzung und digitalen Geräten sowie die Notwendigkeit guter Selbstfürsorge. Den Vortrag finden Sie hier.
Ein inspirierender Erfahrungsbericht von Jamila Tressel aus dem Netzwerk „Schule im Aufbruch“ zeigte, wie sich Schulen als lebendige Lern- und Lebensorte neu gestalten lassen und warum es mehr unverzweckte Freiräume für Kinder und Jugendliche braucht. Mehr dazu unter https://schule-im-aufbruch.de.
Austausch und Diskussion
In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Vertreter*innen der verschiedenen Verbände zu Wort. Sie beleuchteten die aktuelle Situation, bestehende Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Auch das Publikum beteiligte sich rege: Neben der Vielfalt der Beratungsarbeit wurden Unterschiede in der personellen und sachlichen Ausstattung der Schulen thematisiert. Zudem kamen externe Faktoren wie lange Wartezeiten auf Therapieplätze zur Sprache. Staatssekretärin Sandra Boser sicherte zu, wichtige Impulse aus der Diskussion in die Arbeit ihres Ministeriums aufzunehmen.
Große Resonanz und hoher Bedarf
Die hohe Nachfrage nach der Veranstaltung unterstreicht die Relevanz des Themas: Trotz Verlegung vom Hospitalhof ins CVJM-Haus – mit doppelt so großer Kapazität – waren die 320 Plätze schnell ausgebucht.
Neben Fachkräften der Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen nahmen auch Vertreterinnen der Ministerien, der Politik, des Landeselternbeirats, der Schulseelsorge und insbesondere des Landesschülerbeirats aktiv an den Diskussionen teil.
Fazit und Ausblick
Was bleibt von der Tagung und was konnte mitgenommen werden? Sicherlich viel Enthusiasmus und den Mut, gemeinsam bessere Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche gestalten zu können, waren spürbar.
Obwohl multiprofessionelle Beratungsteams in der Praxis oft hervorragend zusammenarbeiten, hängt ihr Erfolg meist vom persönlichen Engagement der Beteiligten ab. Es mangelt an strukturellen und institutionellen Rahmenbedingungen. In einem eigens zur Tagung entstandenen Positionspapier, das von den Teilnehmenden breit unterstützt wurde, fordern die Verbände daher:
- Mehr zeitliche Ressourcen für Beratungslehrkräfte, um eine nachhaltige Beratung zu gewährleisten.
- Die dringende Besetzung freier Stellen in der Schulpsychologie, um kontinuierliche psychologische Beratung, Diagnostik und Supervision sicherzustellen.
- Strukturelle Absicherung der Schulsozialarbeit, deren Finanzierung in vielen Kommunen durch Sparmaßnahmen bedroht ist.
Trotz steigender Anfragen wurden die Bereiche Schulpsychologie und Beratungslehrkräfte in den letzten 14 Jahren nicht ausgebaut. Dies muss sich ändern, um den wachsenden Herausforderungen in der schulischen Beratung gerecht zu werden.
Michael Dörfel (Verband der Beratungslehrer*innen BW)
Heike Witzemann (Netzwerk Schulsozialarbeit BW)
Nina Großmann (Verband Schulpsychologie BW)
Mitgliederbereich
Termine
Netzwerk-Café Do. 13.03.2025 von 14:00 bis 15:30 Uhr |
Fachgruppe Masterplan Kinderschutz Fr. 14.03.2025 von 13:00 bis 15:00 Uhr |